Bittgebete an Allah
– wie man demütig bittet
von Shaykh Muhammad Al-Yaqoubi
O mein Herr! Ich suche Zuflucht bei Dir, davor zu erfragen, was Dir gebührt, damit ich nicht ungehorsam werde.
O mein Herr! Schütze mich davor, Dich um etwas zu bitten, was Du nicht zugelassen hast, damit ich nicht meine Grenzen überschreite.
O mein Herr! Schütze mich davor, Dich in einem solchen Zustand, der Dir nicht gefällt, anzurufen, damit Du mich nicht zurückweist.
O mein Herr! Schütze mich davor, Dich in einer Zeit zu bitten, in der Du es nicht erlaubst, damit ich nicht abgewiesen werde.
O mein Herr! Schütze mich davor, Dich um Dinge zu bitten, die Du nicht für mich vorgesehen hast.
O mein Herr! Schütze mich davor, um Dinge zu bitten, die Du für andere vorgesehen hast.
O mein Herr! Schütze mich davor, um Dinge zu bitten, die schon vor Ewigkeit von Dir bestimmt worden sind und so verlaufen werden wie von Dir beschlossen, unabhängig von meinen Handlungen. Und falls ich Dich dennoch bitte, dann aus Gehorsam zu Dir und um Dich demütig anzuflehen; weder um mich aufzulehnen oder Initiative zu ergreifen, noch um etwas zu beschleunigen oder überhaupt zu Stande zu bringen.
O mein Herr! Ich bitte Dich nur, um meine Unfähigkeit zu zeigen und mich selbst an meine mangelhafte Natur zu erinnern; denn Du, mein Herr, liebst den Diener, der beim Bitten Demut und Bedürftigkeit zeigt, aber du liebst nicht den Diener, der sich selbst genügt und eigenwillig ist.
O mein Herr! Ich bitte Dich im Wissen darum, dass Du mein Bitten vorausbestimmt hast, sowie Dein Geben. O mein Herr! Ich bitte Dich im Wissen darum, dass Du es so eingerichtet hast, dass Dein Geben eine scheinbare Konsequenz meines Bittens ist; damit ich den Effekt von Deinem Tun bezeugen kann, und damit ich sehe, wie deine Eigenschaften sich manifestieren, in Bewegung und Stillstand.
O mein Herr! Ich bitte Dich im Wissen, dass Du mein Bitten und Dein Verweigern vorherbestimmt hast, sodass ich zu Dir in voller Unterwerfung zurückkehre, und gestehe, dass Du der Allwissende und Allweise bist; und damit ich Deine Einzigkeit bezeugen in deiner Obermacht und Autorität in der sichtbaren und verborgenen Welt, und meinem Herzen erlauben kann, alle Deine Eigenschaften zu bezeugen.
O mein Herr! Ich bitte Dich und rufe Dich an, damit mir die Ehre zuteilwird, zu denen zu treten, die Du zu Dir gerufen hast, und damit sich diese Beschreibung der Dienerschaft in mir verwirklicht, wenn Du rufst: „Oh mein Diener!“, wenn ich vor Dir stehe; und um den Genuss zu haben, Deine Anrede zu hören, wenn Du zu denen, die Dich rufen sagst: „Hier bin ich (Labbayk).“
So mache mein Rufen nach Dir zu einer Tür, durch die ich zu Dir gelange, und einem Schlüssel zu Deiner Nähe und zu einer Treppe, auf der ich die verschiedenen Stufen der Dienerschaft zu Dir aufsteigen kann.
O mein Herr! Ich bitte Dich, in allen meinen Angelegenheiten das Beste für mich zu wählen, wie du es angewiesen hast; und bitte Dich um deine unbegrenzten Gaben, so wie Du das befohlen hast, während ich weiß, dass die Stifte vom Papier abgehoben und die Bücher geschlossen worden sind. Ich möchte nicht über das nachdenken, was ich will, sondern darüber, was Du willst, in der Hoffnung, dass auch meine Taten dem entsprechen, was Du willst, und nicht dem, was Du nicht willst; damit die Zeit genutzt wird und ich in einer Position der großen Demut stehe. Da nichts geschieht, ohne dass Du es willst, bringt das Nachdenken darüber Erschöpfung und verursacht Verzweiflung.
Aus Deiner Weisheit und Gerechtigkeit verbargst du die Geheimnisse des unerreichbaren Wissens vor den meisten; und aus Barmherzigkeit offenbartest Du die Zeichen des unerreichbaren Wissens als ein besonderes Geschenk einer ausgewählten Gruppe Deiner Diener. Und doch hast Du Deine göttlichen Geheimnisse in dem, was Du verborgen hast, gezeigt, und in der Offenbarung Deiner Geheimnisse das Licht Deiner Herrschaft verborgen.
O mein Herr! Mach mich zu denen, die, wenn ihr Bitten erhört werden, sich freuen, dass ihr Bitten im Einklang mit Allahs Bestimmung stand; und nicht zu denen, die sich nur darüber freuen, dass ihnen gegeben wurde, worum sie baten.
Lasse meine Freude darüber sein, dass ich um das gebeten haben, was Du vor Ewigkeit vorherbestimmt hast, und nicht nur über die Gabe selbst. Denn Du segnest nur Deinen auserwählten Diener mit der Rechtleitung, danach zu fragen, was Dir gefällt; während andere nur an den Gaben hängen, die Du ihnen gewährt hast, wodurch diese zu einem Schleier werden, der sie von dir trennt und an Deine Geschöpfe bindet.
O mein Herr! Segne uns mit allen Formen Deiner Gaben und Barmherzigkeit, und mache uns zum Ziel deiner manifestierten Weisheit und lasse uns zu denen gehören, die Du liebst, gleich, was Du für uns bestimmt hast; und zu denen, die mit Dir verbunden sind, egal was Du über uns bringst.
Denn der, der dich kennt, braucht niemand anderen, und der, der dich sucht, wird durch alle Sphären reisen.
Übersetzung: Offenbacher Zawiya © 2015